Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich mitten in der Nacht am Maltisch sitze, Miniaturen bemale, und plötzlich bemerke, dass ich gedanklich längst in einer ganz anderen Welt bin: nämlich bei der Planung meines nächsten LARP-Abenteuers. Und schon ist sie da – die Hobbydivergenz.
Tabletop und Live-Action-Rollenspiel (LARP) könnten unterschiedlicher kaum sein. Auf der einen Seite verbringe ich Stunden damit, winzige Soldaten minutiös mit Vallejo-Farben und feinen Pinseln zu verschönern, während auf der anderen Seite die nächste Kostümidee durch den Kopf spukt, oder ich mir Gedanken mache, wie ich meinen Charakter beim nächsten Abenteuer überzeugender darstellen könnte.
Besonders in den letzten zwei Monaten war diese Divergenz besonders stark spürbar, da ich gleich zwei LARP-Cons organisiert habe. Das hat natürlich dazu geführt, dass das Tabletop-Hobby etwas in den Hintergrund gerückt ist und ich deutlich weniger Zeit am Maltisch verbringen konnte. Doch jetzt stehen wieder ruhigere Zeiten an, und ich freue mich darauf, erneut in die Miniaturenwelt einzutauchen.
Beide Hobbys fressen Zeit, beide fordern Hingabe, Kreativität und Herzblut – und dennoch unterscheiden sie sich fundamental. Während beim Tabletop-Gaming die Faszination darin liegt, taktische Schlachten mit strategischem Tiefgang auszutragen und optisch beeindruckende Dioramen zu erschaffen, zieht das LARP mich in eine lebendige, interaktive Welt, in der ich unmittelbar Teil einer Geschichte werde.
Die Divergenz dieser beiden Hobbys zeigt sich besonders stark in der Art und Weise, wie wir in ihnen aufgehen. Tabletop ist oft ein eher introvertiertes Hobby. Wir sitzen allein oder in kleiner Runde am Maltisch oder messen uns in strategischen Partien. LARP hingegen ist pure soziale Interaktion, ein Spiel, bei dem Menschen zusammenkommen, um gemeinsam neue Realitäten zu erschaffen und Geschichten zu erleben.
Und doch – oder gerade deshalb – ergänzen sich beide Welten erstaunlich gut. Die Detailverliebtheit und Geduld beim Bemalen der Miniaturen hilft mir bei der Gestaltung meiner LARP-Gewandung. Die Fähigkeit, kreativ und spontan auf Situationen im Rollenspiel zu reagieren, gibt mir wiederum neue Ideen für erzählerische Szenarien oder spannende Missionen beim Tabletop.
Vielleicht ist genau das der Reiz der Hobbydivergenz: Unterschiedliche Leidenschaften bringen frische Perspektiven und kreative Synergien hervor.